Sultan Selim III. war der 28. Thronfolger aus dem Hause Osman. Er war ein großer Liebhaber der Musik. Er gilt heute als einer der wichtigsten türkischen Komponisten und ist einer der Wegweiser der klassischen türkischen Musik schlecht hin. Als sein Vater, Sultan Mustafa III. stirbt ist Selim nur 13 Jahre alt, daher besteigt sein Onkel Sultan Abdulhamid I. den Thron. Selims Interesse an der Musik beginnt in seinen jungen Jahren als Prinz. Sultan Abdulhamid I. gewährt ihm eine gute Ausbildung und behandelt ihn wie sein eigenen Sohn. Das war zur Zeiten von Brudermorden um die Thronfolge, nicht selbstverständlich. Unter chaotischen Bedingungen besteigt 1789, Sultan Selim III. im Alter von 27 Jahren den Thron. Zuvor hatte der junge Prinz ganze 15 Jahre in einem goldenen Käfig leben müssen.
Diese Prunkgemächer für osmanische Prinzen sollten so von Brudermorden und Intrigen „anderer Mütter“ schützen. Im Harem gab es für Rivalinnen nur ein Ziel: der Aufstieg zur Valide Sultan, der Sultans-Mutter und damit an die unumstrittene Spitze der Macht im Reich! Die Musik gab Selim die Lebensenergie, die er in Isolation bitter nötig hatte.
Heute sind insgesamt 46 Kompositionen und Makame von Selim bekannt, von denen heute noch viele zum regelmäßigen Repertoire der türkischen Musik gehören. Abgesehen von dem komponieren von Musikstücken hatte Selim auch das Talent die Ney-Flöte und Schlagzeug zu spielen.
Exkurs türkische Musik: der Makam
Makam ist in der Türkischen Musik die Bezeichnung für einen charakteristischen Melodietyp bzw. für die Art eines Musikstückes. Der Melodietyp ist charakterisiert durch eine spezifische Tonleiter, Tonart und weitere musikalische Elemente. Typisch sind auch Eröffnungs- und Endmelodien, gewöhnlich Taksims, die man mit musikalischer Improvisation vergleichen kann. Über 80 verschiedene Makams sind bekannt, 12 von ihnen wurden zu therapeutischen Zwecken gegen verschiedene Krankheiten verwendet. Siehe Artikel: Türkische Musiktherapie
Selim war ein Sultan der die schönen Künste und Künstler stets zu fördern wusste. Im Jahre 1797 fand im Osmanischen Reich, auf Einladung des Sultans, die erste westliche Opernaufführung statt. Er hatte rege Kontakte zu anderen Musikern und Komponisten wie Hammamizade Dede Efendi, Sadullah Aga, sowie europäische Zeitgenossen. Neben der Musik interessierte sich Selim auch für die Kunst der Dichtung. Unter seinem Pseudonym Ilhami, was so viel wie „der Inspirierte“ bedeutet, veröffentlichte er viel zitierte Gedichte.
„O Ilhami, sei nicht so naiv und habe kein allzu großes Vertrauen auf diese Welt.
Denn die Welt, dreht sich ohne Pause und hört auf niemanden!“
Ihlami ( Sultan Selim )
Selim war gleichzeitig auch ein Mitglied des Mevlevi-Sufi-Ordens in Galata. Er hat zahlreiche musikalische Kompositionen für religiöse Zeremonien der tanzenden Derwische komponiert. Zusammen mit seiner Schwester Hatice Sultan und dem französischen Architekten Antoine Melling ließ er in Istanbul viele Bauwerke errichten. Siehe Hatice Sultan Palast am Bosporus.
https://youtube.com/watch?v=taRRDcZ-LtU
„Bir Nevcivane“ Komponist: Sultan Selim III *1761
Wahrscheinlich war auch Zeitgenosse Wolfgang Amadeus Mozart von Selim fasziniert. In Mozarts Oper „die Entführung aus dem Serail“ ist Selim Bassa (Paşa) einer der Hauptakteure. Das Stück handelt von der misslungenen Befreiung von zwei verschleppten Europäerinnen aus dem Harem und schließlich über den Großmut, also dem Erbarmen von Selim Bassa mit einem Happy End.
Eine Liste (jedoch nicht vollständig) weiterer namhafter Künstler, die zur der Entwicklung und Entstehung der türkisch-klassischen Musik beigetragen haben:
– Sultan Selim III * 1761
– Sultan Murad IV * 1612
– Sultan Mahmut I * 1754
– Sultan Mahmut II *1785
– Sultan Abdulaziz I *1830
– Sehzade (Prinz) Korkut *1467
– Tanburi Cemil Bey * 1873
– Tanburi Osman Bey * 1816
– Buhurizade Mustafa Itri Efendi*1640
– Haci Sadullah Ağa * 1730
– Dimitri Candemiroglu * 1673
– Ali Ufki * 1610
– Tanburi M. Cavus *1700
– Hamamizade Ismail Dede Efendi * 1778
– Santuri Ethem Efendi *1855
– Kemani Sebuh *1828
– Kemani Tatyos Efendi*1858
– Kemani Serkis Efendi * 1855
– Hafız Burhan *1897
– Sultan Abdülazîz (1830–1876)
– Kara Ismail Ağa (1674–1724)
– Nikoğos Ağa (1836–1885)
– Sadik Ağa (1757–1815)
– Sadullah Ağa (1730–1807)
– Tanbûrî Numan Ağa (1750–1834)
– Zeki Mehmet Ağa (1776–1846)
– Refik Talat Alpman (1894–1947)
– Hüseyin Sadettin Arel (1880–1955)
– Giriftzen Asim (1852–1929)
– Lemi Atli (1869–1945)
– Aleko Bacanos (1888–1950)
– Yorgo Bacanos (1900–1977)
– Hacı Arif Bey (1831–1885)
– Ismail Hakki Bey (1865–1927)
– Kaptanzade Ali Riza Bey (1883–1934)
– Neyzen Salim Bey (1829–1884)
– Rahmi Bey (1864–1924)
– Rifat Bey (1820–1888)
– Şevki Bey (1860–1891)
– Tanbûrî Cemil Bey (1871–1916)
– Tanbûrî Osman Bey (1816–1885)
– Ûdi Nevres Bey (1873–1937)
– Cevdet Çağla (1900–1988)
– Tanbûrî Mustafa Çavuş (1700–1770)
– Nayi Osman Dede (1652–1730)
– Neyzen Aziz Dede (1840–1905)
– Neyzen Emin Dede (1883–1945)
– Zekaî Dede (1816–1885)
– İsmail Dede Efendi (1778–1846)
– Kanuni Artaki Candan Efendi (1885–1948)
– Kemani Riza Efendi (1780–1852)
– Kemani Tatyos Efendi (1855–1913)
– Misirli Udi Ibrahim Efendi (1872–1933)
– Neyzen Dede Salih Efendi (1818–1888)
– Tab-i Mustafa Efendi (1705–1770)
– Rakim Elkutlu (1869–1948)
– Refik Fersan (1893–1965)
– Gazi Giray Han (1554–1607)
– Tanbûrî Isak (1745–1814)
– Buhurizade Itrî (1640–1711)
– Dilhayat Kalfa (1710–1780)
– Dimitri Kantemir (1673–1723)
Quellen:
– Vikipedi
– T.C. Kültür ve Turizm Bakanlığı
– Istanbulpark.de