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Osmanische Musik: Komponist Buhurizâde Mustafa Efendi (Itri)

Buhurîzâde Mustafa Efendi (Itrî)
Buhurîzâde Mustafa Efendi (Itrî)
Buhurîzâde Mustafa Efendi (Itri)

Buhurizade Mustafa Efendi, Itri

Welches ist die bekannteste Komposition auf unserer Welt die mehr als 1,6 Milliarden Menschen, einwandfrei auswendig kennen? Einen Hinweis: der Komponist selbst ist heute auf der Rückseite der Hundert Türkischen-Lira-Scheine zu sehen. Noch ein kleiner Hinweis – 2012 erklärte die UNESCO das Internationale Jahr, zu Ehren von Itri, anlässlich seines 300. Todesjahres. Buhurizade Itri Mustafa Efendi oder einfach nur Itri ist der berühmte Komponist dieses Liedes – sein Vermächtnis ist sein Beitrag für die türkisch-osmanische und islamisch-mystische Sufimusik.

Itri der größte türkische Komponist im 17. Jahrhundert

Itri ist einer der größten türkischen Komponisten des 17. Jahrhunderts. Sein richtiger Name ist einfach nur Mustafa. Nachnamen gab es zu diesen Zeiten im Osmanischen Reich noch nicht. Wohl doch Beinahmen, bzw. Spitznamen. Da Mustafa von Beruf Blumenhändler und Obstverkäufer war wurde er von anderen Itri genannt. Itri bedeutet im alttürkischen für “Blumenmeister”. Er hat eine Birnenart gezüchtet die er Mustafabey nannte. Später war er ein Komponist, Sänger und Dichter. Itri hat Tausende von Werken erschaffen von denen heute lediglich nur noch vierzig überlebt haben, da damals der Bücherdruck verboten war.

Itri wurde in etwa zwischen 1630 und 1640 in Konstantinopel geboren. Er züchtete leidenschaftlich Blumen und Obstsorten. Er beherrschte neben türkisch auch arabisch und persisch. Seine Leidenschaft für die Musik entdeckte er in einem Mevlevi Dergah, einem Versammlungsort der tanzenden Derwische.

Exkurs der Mevlevi Orden: Derwische gehören zum toleranten, islamischen Sufismus an. Der Sufismus gilt als Quelle der Toleranz, Poesie, religiöse Inspiration und der Weisheit. Der Mevlevi-Orden in der Türkei ist heute eine der bekanntesten Bruderschaften der Sufis überhaupt. Begründer dieses Ordens war Mevlana Celalettin Rumi(1207-1273) der seinerzeit in Konya, Zentralanatolien lebte.

Sema - der Tanzder Ektase. Bildquelle: Vikipedi
Sema – der Tanzder Ektase.
Bildquelle: Vikipedi

Sema, der Tanz der Ektase

Den Tanz, also die religiöse Zeremonie nennt man „Sema“. Der Tanz wird in den sogenannten Mevlihanes abgehalten. Die Tänzer tragen am Anfang der Sema einen schwarzen Umhang über einem weißem Gewand und einen langen Hut, Sikke genannt. Der schwarze Umhang symbolisiert das Grabtuch und der Hut den Grabstein. Nach der Segnung durch den Scheich (Erkenunngsmerkmal rotes Fell) – der den Mittelpunkt der Welt darstellen soll – legen die Derwische den schwarzen Umhang ab und fangen an sich zu drehen. Das Ablegen des Grabtuches symbolisiert die Wiederauferstehung. Der Derwisch dreht sich so schnell im Kreis, dass er nach einiger Zeit in einen ekstaseartigen Zustand versetz wird. Dabei zeigen die Tänzer mit der rechten Hand nach oben um vom Himmel Gottes Segen zu erhalten und die linke Hand auf den Boden um Gottes Segen an die Menschheit weiterzugeben. Es ist eine körperlich-intensive Methode, Zikr genannt, um mit Gott in Kontakt zu treten.

Hier lernte er von großen Lehrern die Grundelemente der Musik und erweiterte diese weiter. Er wurde selber in der Yenikapi Mevlihanesi zu einem Mevlevi Anhänger. Rasch gewann er durch seine neuen Kompositionen an Beliebtheit und schon bald an Berühmtheit. Sogar die Sultane baten Itri jetzt in den Topkapi Palast, als Solist für die Fasil-Abende aufzutreten. Fasil ist eine Bezeichnung einer feierlichen Zusammenkunft von Vokalisten sowie Musikern, die in unterhaltsamer Runde, auch speisend, nach und nach verschiedene klassisch-türkische Stücke spielen. Itri erlebte die Herrschaft von fünf Sultanen. Er gewann von allen Sultanen einen großen Respekt und ihren Dank – alle Thronfolger liebte Itri. Besonders während der Tulpenzeit wurde Itri von dem Osmanischen Hof gefeiert. Die Tulpenzeit, auf Türkisch Lale Devri ist eine Bezeichnung für eine Epoche im Osmanischen Reich. Diese Zeit ist mit einer besonders starken Liebe des Osmanischen Hofes für Tulpen und ihre Vielfalt verbunden. Sie dauerte von 1718 bis 1730. Unter Sultan Mehmed IV. wurde er Musiklehrer in der kaiserlichen Palastschule, Enderun.

Itris Vermächtnis, die bekannteste Komposition der Welt

Itri hat sehr viele Islamische Kompositionen für den Mevlevi Orden geschrieben. Einer von ihnen ist der Segah Salat-i Ummiye und Tekbir. Dieses Lied wird heute noch jedes Jahr auf der ganzen Welt, mehrmals hintereinander, nach den Festtagsgebeten des Zuckerfestes (Ramadan) und Opferfestes von mehr als 1,6 Milliarden Muslimen gleichzeitig gesungen. Damit ist es die bekannteste Komposition auf der Welt.

https://www.youtube.com/embed/M9XFYgDbLac
World´s Famoust Song: Salat ı Ümmiye (Salavat-ı Şerif) & Tekbir by Itrî *1630 – 1.6 Billion Muslims must know this songAllahu ekber Allahu ekber, Lâ ilâhe illallahu vallahu ekber. Allahu ekber ve lillahi’l-hamd“

Lediglich vier Saz Kompositionen von Itri haben keinen islamischen Charakter: der bekannteste hier: „Tut-i mucizeguyem ne desem laf değil“. Itri ist der Künstler, der durch seine Neuerungen und Improvisationen eine neue Epoche in der türkischen Musik einleitete. Außerdem interessierte sich Itri auch für die Kalligraphie. Itri war ein sehr bescheidender Mensch er suchte den Reichtum nur in seinem Herzen. Fast jeder Künstler schreibt für seinem Werk seinen Namen, Itri verzichtete darauf!

Ottoman Music by Buhurîzade Mustafa Efendi Itrî *1630:Tut i mucize guyem

Tutî-i mucize guyem ne desem laf değil,
Çerh ile söyleşemem âyinesi saf değil
Ehl-i dildir diyemem sinesi saf olmayana
Ehl-i dil birbirini bilmemek insaf değil.

Weitere seine Werke sind

• Segâh Kurban Bayramı Tekbiri
• Na’t-ı Mevlana
• Segâh Salât-ı Ümmiye
• Dilkeşhâveran Gece Salâtı
• Mâye Cuma Salâtı
• Segâh Mevlevi Ayini
• Rast Darb-ı Türkî Naat ve Sofyan Tevşih
• Nühüft Durak; Nühüft İlahî
• Nühüft Tevşih; Nevâ Kâr
• Pençgâh Beste
• Hisar Devr-i Kebir Beste ve Aksak Semai
• Mâhûr Ağır Aksak Semai
• Rehavî Berefşan Beste
• Buselik Hafif Beste ve Yürük Semai
• Segâh Ağır Semai
• Segâh Yürük Semai
• Bayatî Çember Beste
• Bestenigâr Darb-ı Fetih Beste
• Dügâh Hafif Beste
• Isfahan Zencir Beste ve Ağır Aksak Semai
• Nikriz Muhammes Beste
• Râhatu’l Ervah Zencir Beste
• Irak Aksak Semai
• Rast Aksak Semai
• Nühüft Aksak Semai
• Acemaşiran Yürük Semai
• Rehavî Peşrev
• Nühüft Peşrev ve Saz Semaisi
• Nevâ Kâr

Eine Liste (jedoch nicht vollständig) weiterer namhafter Künstler, die zur der Entwicklung und Entstehung der türkisch-klassischen Musik beigetragen haben:

– Sultan Selim III * 1761
– Sultan Murad IV * 1612
– Sultan Mahmut I * 1754
– Sultan Mahmut II *1785
– Sultan Abdulaziz I *1830
– Sehzade (Prinz) Korkut *1467
– Tanburi Cemil Bey * 1873
– Tanburi Osman Bey * 1816
– Buhurizade Mustafa Itri Efendi*1640
– Haci Sadullah Ağa * 1730
– Dimitri Candemiroglu * 1673
Ali Ufki * 1610
– Tanburi M. Cavus *1700
– Hamamizade Ismail Dede Efendi * 1778
Santuri Ethem Efendi *1855
– Kemani Sebuh *1828
– Kemani Tatyos Efendi*1858
– Kemani Serkis Efendi * 1855
– Hafız Burhan *1897
– Sultan Abdülazîz (1830–1876)
– Kara Ismail Ağa (1674–1724)
– Nikoğos Ağa (1836–1885)
– Sadik Ağa (1757–1815)
– Sadullah Ağa (1730–1807)
– Tanbûrî Numan Ağa (1750–1834)
– Zeki Mehmet Ağa (1776–1846)
– Refik Talat Alpman (1894–1947)
– Hüseyin Sadettin Arel (1880–1955)
– Giriftzen Asim (1852–1929)
– Lemi Atli (1869–1945)
– Aleko Bacanos (1888–1950)
– Yorgo Bacanos (1900–1977)
– Hacı Arif Bey (1831–1885)
– Ismail Hakki Bey (1865–1927)
– Kaptanzade Ali Riza Bey (1883–1934)
– Neyzen Salim Bey (1829–1884)
– Rahmi Bey (1864–1924)
– Rifat Bey (1820–1888)
– Şevki Bey (1860–1891)
– Tanbûrî Cemil Bey (1871–1916)
– Tanbûrî Osman Bey (1816–1885)
– Ûdi Nevres Bey (1873–1937)
– Cevdet Çağla (1900–1988)
– Tanbûrî Mustafa Çavuş (1700–1770)
– Nayi Osman Dede (1652–1730)
– Neyzen Aziz Dede (1840–1905)
– Neyzen Emin Dede (1883–1945)
– Zekaî Dede (1816–1885)
– İsmail Dede Efendi (1778–1846)
– Kanuni Artaki Candan Efendi (1885–1948)
– Kemani Riza Efendi (1780–1852)
– Kemani Tatyos Efendi (1855–1913)
– Misirli Udi Ibrahim Efendi (1872–1933)
– Neyzen Dede Salih Efendi (1818–1888)
– Tab-i Mustafa Efendi (1705–1770)
– Rakim Elkutlu (1869–1948)
– Refik Fersan (1893–1965)
– Gazi Giray Han (1554–1607)
– Tanbûrî Isak (1745–1814)
– Buhurizade Itrî (1640–1711)
– Dilhayat Kalfa (1710–1780)
– Dimitri Kantemir (1673–1723)

Quellen:

– Vikipedi
– T.C. Kültür ve Turizm Bakanlığı
– Istanbulpark.de
– Derman, M. Uğur. “Sultan İkinci Mahmud’un Hattatlığı”,
– Şapolyo, Enver Benhan. Osmanlı Sultanları Tarihi. İstanbul: Rafet Zaimler Yayınevi, 1961.
– Ülken, Hilmi Ziya. Türkiye’de Çağdaş Düşünce Tarihi. 2. bs. İstanbul: Ülken Yayınları, 1979.
– bulentsavas.com/html/althtml/sultan2mahmut.htm
– davetci.com.tr
– zaman.com.tr/cuma_islam-medeniyetinin-sesi-buh-rizade-mustafa-itri-efendi_1242644.html

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Über Erol

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